Mittwoch 26. Dezember 2012 von Michael Meinhardt
Seit den Dezember-Mannschaftskämpfen und dem Finale im Vierer-Pokal ist etwas Zeit vergangen, erst die Weihnachtsfeiertage geben mir genügend Zeit, darüber zu berichten.
Der Mannschaftskampf der ersten Mannschaft gegen Sundern war leider nicht von Erfolg gekrönt. Die Gäste aus dem Hochsauerland trotzten dem Schneefall (ja, es gab schon Schnee diesen Winter) und kamen pünktlich und unfallfrei ins Siegerland. Wie befürchtet, hatten sie für das erste Brett einen Titelträger eingeflogen, doch dazu komme ich später.
Die erste beendete Partie war wenig spektakulär. Am siebten Brett musste Manfred Schneider zwar einen isolierten Bauern hinnehmen, sein Gegner Peter Kevekordes tauschte daraufhin in der Hoffnung auf Endspielvorteil das meiste Material ab. Manni behielt jedoch einen Turm auf dem Brett, der ihm aktiv auf der zweiten Reihe platziert das Remis sicherte, 0,5-0,5.
Am sechsten Brett gab Daniel Mohr gegen Josef Schulte sein Saisondebüt. In der Eröffnung erwischte Daniel einen Bauern, ob das von Schulte geplant oder übersehen war, ist nicht geklärt. Schulte erhielt für den Bauern immerhin freies Figurenspiel. Als Daniel dann noch seine Königsstellung schwächte, wurde die Kompensation für Schwarz greifbar. Schulte opferte einen Läufer auf h3 und fiel unheilbringend über Daniels König her, 0,5-1,5.
In meiner Partie gegen Markus Tillmann an Brett vier war ich lange Zeit sehr optimistisch. Tillmann hatte sich mit Schwarz sehr zurückhaltend aufgebaut, durch Bauernvorstöße am Königsflügel konnte ich reichlich Raum ergattern, meine dadurch geschwächte Königsstellung machte mir keine Sorgen. Für mich überraschend hielt Tillmann dann selbst durch einen verpflichtenden Vorstoß seines g-Bauern am Königsflügel dagegen. Ich erspähte ein siegbringendes doppeltes Bauernopfer, das sich auf die nun unsichere Stellung des schwarzen Königs stützte. Doch Tillmann nahm nur einen dargebotenen Bauern, was ich in der Berechnung ebenfalls als unmöglich erachtet hatte. Durch einige ungenaue Züge schwand meine Kompensation dahin, Tillmann aktivierte seine Figuren und nach einem groben, taktischen Übersehen meinerseits war die Partie vorbei, 0,5-2,5.
Glück hatte Andreas Piskorz an Brett fünf gegen Ralf Schober. „Nach 12.Sa4 wollte ich eigentlich schon aufgeben“, sagte Andreas später und unberechtigt wäre die Aufgabe auch nicht gewesen, hatte Schober doch Andreas‘ Dame derart eingesperrt, dass ihre Rettung Andreas eine Figur kostete. Doch Andreas spielte weiter und Schober revanchierte sich mit einem glatten Figureneinsteller. Bei nun ausgeglichenem Material kam nicht mehr viel Spannung auf, die Kontrahenten tauschten in einen remises Läuferendspiel ab, 1-3.
Wie bereits erwähnt hatten die Gäste am ersten Brett mit dem rumänischen IM Doru Ionescu einen Titelträger aufgeboten, um unseren Topscorer Sebastian Send zu neutralisieren. Die Partie mündete schnell in ein schwer abzuschätzendes Endspiel mit einem guten Springer auf Seiten Ionescus und einem schlechten Läufer auf Seiten Sebastians. Ionescu suchte den Weg zur Basis von Sebastians Bauernkette auf e6, während Sebastian sich mit seinem König zum Damenflügel durchschlug und dort einen Freibauern schaffen konnte. Ionescu hatte in der Zwischenzeit e6 abgegrast und war mit seinem e-Freibauern losgelaufen. Gleichzeitig erreichten beide Freibauern die Grundreihe, Sebastians Läufer war zwischenzeitlich dem gegnerischen Springer zum Opfer gefallen. Nach den Umwandlungen entstand ein Endspiel mit Dame und Springer gegen Dame und Bauer, in dem Sebastian mit der Minusfigur bei knapper Zeit ein Dauerschach fand. Eine sehr beeindruckende Verteidigungsleistung von Sebastian gegen einen Gegner mit einer DWZ von fast 2400! 1,5-3,5.
Am zweiten Brett machten wir uns lange Hoffnungen auf einen ganzen Punkt von Uwe Eckardt gegen Heinz Plass. Uwe hatte im Mittelspiel am Damenflügel Plass‘ Figuren gebunden und war dann zum Königsflügel geschwenkt. Ein direktes Durchkommen gab es dort zwar nicht, aber Uwe konnte in ein vorteilhaftes Endspiel abwickeln. Plass konnte dies aber verteidigen, Uwe kämpfte aufgrund des Mannschaftsstandes noch bis zur letzten Patrone, jedoch vergeblich, 2-4.
Der einzige volle Punkt gelang Frank Mickisch am achten Brett gegen Horst Höffner. Frank war schnell in ein Turmendspiel übergegangen, in dem er sogar einen Bauern ergattern konnte. Die Konstellation b-Freibauer am Damenflügel und jeweils drei Bauern am Königsflügel sah auch gewinnbringend aus, aber Frank musste durch einen Fehler den b-Bauern gegen den schwarzen h-Bauern abtauschen. Nachdem noch je zwei Bauern verschwunden waren, musste es Franks f-Bauer richten. An einer Stelle verpasste Höffner das Buchremis nach Philidor (Vorlocken des Bauern auf die sechste Reihe, anschließend Turmschachs von der Grundreihe, der weiße König kann sich nirgendwo vor den Schachs verstecken) und nach einigem Hin und Her baute Frank die entscheidende Brücke (Abdrängen des gegnerischen Königs auf die d-Linie, Unterstützung des Freibauern mit dem König, Abschirmen des Königs vor Grundlinienschachs mit dem eigenen Turm auf der vierten Reihe), 3-4.
Somit hing alles an Patrick Scholls Partie an Brett drei gegen Alexander Stolte. Patrick war schon sehr früh in den Verteidigungsmodus übergegangen, während Stolte auf verschiedenen Wegen zum ganzen Punkt kommen wollte, aber keine rechten Fortschritte machte. Durch den Mannschaftsstand und mich verdonnert, startete Patrick dann einen Gewinnversuch, der aber leider ins Gegenteil ausschlug, 3-5.
Durch die neuerliche Niederlage überwintern wir nun mit der roten Laterne. Der Abstand auf das rettende Ufer ist zwar noch zu groß, aber der nächste Kampf gegen den direkten Konkurrenten aus Velmede dürfte schon vorentscheidend sein.
Die zweite Mannschaft unterlag zeitgleich unglücklich, weil unangekündigt nur zu siebt, gegen den SC Hilchenbach mit 3-5. Es gewannen Stefan Töpler und Martin Reinschmidt, Hans-Wolfgang Dittmann und Roland Brosius spielten Remis.
Da drei von fünf Bezirksliga-Kämpfen dem Wetter zum Opfer fielen, kann über die Tabellensituation nicht viel gesagt werden.
Erwartungsgemäß auf verlorenem Posten stand die dritte Mannschaft beim Gastspiel gegen die wesentlich stärker eingeschätzte zweite Mannschaft aus Kreuztal. Laurin Göb gelang ein Remis, Tim Alhäuser sogar ein Sieg gegen deutlich stärkere Gegnerschaft.
Erfolgreicher konnten wir dagegen das Vierer-Pokal-Finale gegen unseren Nachbarn aus Siegen gestalten. Der „Matchplan“ war klar: Sebastian Send an Brett eins und Olaf Düber an Brett vier sollten mit Weiß gewinnen, dazwischen mussten Patrick Scholl und/oder ich mit Schwarz ein Remis erhaschen.
Schon nach etwa zwei Stunden war Teil zwei erfüllt. Patrick hatte gegen Reinhard Schischke Druckspiel am Königsflügel aufgezogen, das dieser nur unter positionellen Zugeständnissen abfedern konnte. Clever verknüpfte Patrick den Damentausch mit einem Remisangebot, das Schischke annahm.
Den wichtigeren Part von Teil eins erledigte Sebastian gegen Gerald Richter. Schon nach der Eröffnung hatte Richter Probleme mit schwachen Bauern auf b7 und e6, sowie der Koordination seiner Figuren. Sebastian zog langsam aber sicher die Daumenschrauben an, bis Richter einen taktischen Schlag, der eine Figur kostete, übersah.
Nach der Zeitkontrolle benötigten wir somit nur noch ein Remis an den beiden hinteren Brettern. Meine Partie sah im Mittelspiel positionell vielversprechend für mich aus, leider verpasste ich mindestens eine Gelegenheit, diesen Vorteil zu zementieren. Sebastian Domke goss dann mit einem zeitweiligen Bauernopfer Öl ins Feuer, an dem ich mich beinahe verbrannte. Die Rückgabe des Bauern versuchte ich mit dem für mich günstigen Abtausch eines Leichtfigurenpaares zu verbinden, was nach dem von uns beiden übersehenen weißen Damenmanöver Dd1-h1-g1 zu Materialverlust für mich geführt hätte. Zum Gewinn verdammt stieß Domke nach der Zeitkontrolle seinen Freibauern vor, ich fing diesen ersatzlos ein und akzeptierte in klar besserer Stellung nach einigem Zögern Domkes Remisangebot, was uns den Titel sicherte.
Olafs stark herausgespielter Sieg gegen Matthias Schmidt war dann noch für die Galerie.
Da der Schachbund NRW seinen Mannschaftspokal auf 64 Mannschaften ausgedehnt hat, fällt der Verbands-Pokal aus und wir sind direkt (erstmals?) für den NRW-Pokal qualifiziert. Die erste Runde findet am Samstag, den 2.3. statt, im Falle des Weiterkommens müssen wir schon am darauffolgenden Sonntag, den 3.3 wieder ran.