Mittwoch 18. September 2013 von Michael Meinhardt
Bis (beinahe) in die letzte der 360 Minuten musste die erste Mannschaft um den Sieg gegen den potentiellen Stolperstein Hellertaler SF bangen. Viele der insgesamt etwa zweihundert Teilnehmer der zentralen ersten Runde in Kreuztal-Buschhütten drängelten sich um das letzte noch laufende Brett der gesamten Veranstaltung, an dem Manfred Schneider und Christian Reiffenrath ein abwechslungsreiches Turmendspiel ausfochten. Spulen wir aber zunächst etwas zurück….
Bereits zum vierten Mal trug der Schachbezirk Siegerland alle Mannschaftskämpfe der ersten Runde zentral an einem Ort aus, zum dritten Mal fiel die Wahl auf die Turn- und Festhalle Buschhütten. Auch die Kämpfe der im Verband spielenden Teams fanden dort statt, darunter auch unser erster Auftritt in dieser Verbandsklassen-Saison. Mit dem klaren Ziel Wiederaufstieg in die Verbandsliga angetreten, benötigten wir natürlich einen Sieg gegen den Bezirkskonkurrenten, wussten aber vorher, dass dies eine knappe Angelegenheit wird.
Am sechsten Brett traf Andreas Piskorz mit Schwarz auf Wolfgang Petri. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin verzichtete Andreas auf sein Standard-Eröffnungsrepertoire und wich auf eine andere Variante aus. Systemgemäß öffnete Andreas schnell Linien am Damenflügel, wohin sich Petris König verkrochen hatte. Am Königsflügel und im Zentrum machte Petri die größeren Fortschritte. Um den schwarzen König im Zentrum zu halten, opferte Petri sogar eine Qualität für einen Bauern. Andreas reagierte zunächst richtig, wählte aber dann den falschen Zeitpunkt, um die Qualität vorteilhaft zurückzugeben, da Petri direkt im Anschluss durch einen nicht offensichtlichen Doppelangriff eine weitere Figur gewinnen konnte. Andreas gab auf, 0-1.
Am achten Brett spielte Frank Mickisch mit Schwarz gegen Markus Vollmer. Letzterer gab früh das Läuferpaar, sicherte sich aber die Kontrolle über wichtige Zentrumsfelder. Frank versuchte die Stellung für seine Läufer zu öffnen, was aber nicht so recht gelingen wollte. Nach einigen Abtauschen forcierte Vollmer eine Zugwiederholung, obwohl er durch einen Schwenk seiner Aufmerksamkeit zum Damenflügel etwas Vorteil hätte erreichen können, 0,5-1,5.
Den Ausgleich erzielte Daniel Mohr am siebten Brett gegen Manfred Herfel. Mit einer tausendfach getesteten Bullet-Varianten staubte Daniel schon nach wenigen Zügen einen Bauern inklusive Stellungsvorteil ab. Herfel überlegte und überlegte, fand aber keinerlei Möglichkeit, Kompensation für den Bauern zu erhalten. Herfel versuchte es noch mit dem letzten Trick, dem Remisangebot in großer Zeitnot und verlorener Stellung, aber auch davon ließ sich Daniel nicht aus dem Konzept bringen und setzte Herfel wenige Züge später Matt, 1,5-1,5.
Meine Partie an Brett drei gegen Sven Müller verlief zunächst in etwa wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hatte im Vorfeld die richtige Eröffnung erraten und mir ein paar Zugfolgen und Pläne dazu angeschaut. In dem entstandenen Stellungstypen mit schwarzem Isolani auf der d-Linie war ich bestrebt, mit Weiß zwei Figurenpaare auf c5 abzutauschen, um die schwarze Aktivität einzudämmen. Ersteres gelang mir auch, durch ein Versehen konnte Müller aber direkt im Anschluss an diese Abtauschaktion noch einen weiteren Tausch erzwingen, nämlich den, seines Isolanis gegen einen meiner Damenflügelbauern. Damit war der schöne statische Vorteil dahin, die Aktivität auf Seiten des Nachziehenden blieb. Durch eine weitere Abtauschkombi konnte ich den Druck abschütteln, allerdings war die Stellung danach absolut spannungslos, sodass ich Müllers Remisangebot akzeptierte, 2-2.
Lange Zeit sah es am ersten Brett so aus, als könnte Sebastian Send mit Weiß den Punkt gegen Rahim Rahimi einfahren. Sebastian wies nach der Eröffnung die bessere Entwicklung sowie einen blanken Mehrbauern auf. Rahimi schaffte es aber, aus dem Nichts Verwirrung zu stiften. Sebastian verrechnete sich bei einem Figurenopfer und stand nach der Zeitkontrolle mit einer Minusfigur da, 2-3.
Der erneute Ausgleich ging auf das Konto von Olaf Düber am fünften Brett. Olaf weichte im Mittelspiel den Damenflügel seines Gegners Matthias Mellmann auf und isolierte den schwarzen c-Bauern. Diesen sackte Olaf ein und in Zeitnot gesellte sich noch ein zweiter Mehrbauer hinzu. Das entstandene Endspiel mit Dame und Turm auf beiden Seiten barg noch Dauerschachgefahren, aber Olaf erzwang zunächst den Turmtausch und als der Damentausch unausweichlich war, hatte Mellmann genug gesehen, 3-3.
Zäh verlief die Partie an Brett vier zwischen Uwe Eckardt und Rolf Haßler, erst im 34. Zug verließ der erste Bauer das Brett. Umso turbulenter ging es aber dann zu. Uwe parkte seinen schwarzfeldrigen Läufer in der weißen Königsstellung am Damenflügel und versuchte schweres Gerät nachzuholen. Haßler ging derweil am Königsflügel auf Bauernfang. Lange war nicht klar, welche Strategie mehr Erfolg versprechen sollte, aber nach und nach kristallisierte sich heraus, dass Uwes Angriff nicht durchschlagen wird. Aber zu meinem Erstaunen gab sich Haßler in klar besserer Stellung mit einem Dauerschach zufrieden, 3,5-3,5.
Damit war die Bühne frei für den Showdown an Brett zwei. Nach etwa 20 Zügen hätte ich nicht gedacht, dass diese Partie überhaupt ins Endspiel kommt. Manni hatte mit Schwarz reichlich Entwicklungs- und Raumnachteil zu beklagen, aber Reiffenrath fand nichts Konkretes (es gab aber wohl auch nichts). Manni tauschte ein paar Figuren, was bekanntlich bei Raumnachteil ein guter Verteidigungsplan ist und schloss die Entwicklung ab. In Zeitnot passierte es, Manni lief zweizügig in eine Springergabel, aber – Reiffenrath nahm die angebotene Qualität nicht und tauschte stattdessen in ein schwierig zu beurteilendes Turmendspiel. Manni, der die Weisung „Remis reicht“ bekommen hatte, bot sowohl verbal als auch per Zugwiederholung Remis an, aber Reiffenrath ging aufs Ganze und überreizte just in dem Moment, in dem er selbst Remis anbot. Manni nutzte die Gunst der Sekunde, schaltete in den Gewinnmodus um und wickelte in ein klar gewonnenes Turmendspiel ab. Dass die Partie schließlich durch Zeitüberschreitung Reiffenraths entschieden wurde, setzte der Dramatik nur noch die Krone auf, 4,5-3,5.
Damit haben wir unser Glückskonto aufgebraucht und müssen den Rest der Saison ohne selbiges auskommen, um den Wiederaufstieg zu packen.
Die zweite Mannschaft verlor gegen nur sechs Gosenbach-Eiserfelder mit 3-5, nur Martin Schneider konnte am Brett punkten, Heinz-Roland Send und Martin Reinschmidt beschränkten sich auf die Zuschauerrolle.
Mit 1,5-4,5 verlor die kurzfristig auf fünf Spieler dezimierte dritte Mannschaft gegen den SC Niederfischbach. Mannschaftsführer Andreas Schöning gewann, Sai Agash Surendran spielte Remis.