Erste verabschiedet sich mit einer Niederlage aus dem alten Jahr
Donnerstag 31. Dezember 2015 von Michael Meinhardt
Der letzte Mannschaftskampf des Jahres aus der Sicht von Olaf Düber:
Eine etwas unerwartete 3,5-4,5 Niederlage handelten wir uns am fünften Spieltag der aktuellen Saison gegen unseren Nachbarn SV Siegen ein. Und im Gegensatz zu der Niederlage gegen Velmede war diese auch völlig verdient. Los gings schon nach einer oder eineinhalb Stunden, als Turbo-Andreas Piskorz seine Partie an Brett 8 beendete … ich weiß schon gar nicht mehr, wann er das letzte Mal länger als 2 Stunden gespielt hat. Völlig ungewohnt für uns alle sammelte er aber diesmal nicht den Punkt für uns ein, sondern erwischte leider keinen guten Tag und musste seinem Gegner Afrim Sokoli die Hand reichen. Irgendwie waren wir davon alle unangenehm überrascht und es sollte die Richtung vorgeben, in die sich das Spiel für uns entwickeln sollte.
Nachdem Sebastian am ersten Brett sich mit Reinhard Schischke auf ein eher unaufgeregtes Remis geeinigt hatte, musste am dritten Brett Michael gegen Christian Bouillon eine weitere Null für uns entgegen nehmen. Michael war in der Eröffnung auf dilettantische Art (eine Vokabel, die er ausdrücklich selbst mir für diesen Text empfohlen hat) ein Bauer abhanden gekommen, wodurch gleichzeitig auch noch der König freigelegt wurde. Auf Dauer war dies nicht zu verteidigen und wir mit gerieten mit 2 Punkten in Rückstand. Diesen verkürzte in der Zeitnotphase Johannes gegen Gerald Richter am zweiten Brett, wonach es zunächst überhaupt nicht aussah. Johannes unterlief in der Eröffnung eine Art Fingerfehler und stand im weiteren Verlauf positionell mit dem Rücken an der Wand. Richter vergrößerte seinen Vorteil stetig und ich hatte mich bereits auf eine weitere Null für uns eingestellt. Nach meiner eigenen Zeitnot konnte ich jedoch verzückt feststellen, dass Johannes irgendwie die Partie noch gewonnen hatte, dem Hörensagen nach durch eine von Richter in Zeitnot übersehene Taktik.
Überhaupt drehte die Zeitnot heute das große Rad. Eigentlich hätte Johannes´ Sieg Morgenluft für uns bedeuten sollen, aber die Siegener konnten es uns an Brett 5 postwendend mit gleicher Münze heimzahlen. Hier spielte Manfred gegen Frank Becker. In ziemlich geschlossener, taktisch aufgeladener Stellung führte Manni mit seinen beiden Springern ein beeindruckendes, alles andere als offensichtliches Tänzchen auf, das, nachdem sich der Rauch verzogen hatte, ihn mit einer Mehrqualität und klarer Gewinnstellung zurück ließ. In Zeitnot jedoch kam Manni eine Figur abhanden, die entstehende Materialverteilung 2 Türme gegen Turm + 2 Läufer war nicht zu halten. Sehr schade, dass die schöne Idee nicht belohnt wurde.
Uwe spielte an Brett 4 gegen Torsten Lindner. Zur Abwechslung lief hier mal alles ohne große Zeitnotwendungen. Nach der Zeitkontrolle stand eine Stellung auf dem Brett, in der Uwe Dame und Läufer gegen Lindners Dame, Springer und unsicheren König hatte, wobei letzteres wohl auf Dauer den Ausschlag für Uwe geben sollte. Lindner entschloss sich aber, seinen Springer zum Teufel gehen zu lassen in der Hoffnung auf ein Dauerschach. Dieses konnte Uwe aber souverän als Phantom entlarven und die Partie gewinnen.
2,5-3,5 stand es somit aus unserer Sicht. Die beiden restlichen Partien sollten über die volle Distanz von 6 Stunden gehen. Patrick spielte an Brett 7 gegen Hans-Jürgen Döhner, hatte zwischenzeitlich Unmengen Zeit verbrannt und sich in Zeitnot in eine etwas passive Stellung drängen lassen. Diese ließ sich für Döhner wesentlich angenehmer spielen, aber nach der Zeitkontrolle holte er Patrick, der schon relativ früh in den Blitzmodus wechseln musste, auf der Uhr fast ein.
Zur gleichen Zeit spielte ich an Brett 6 gegen Matthias Schmidt. Für diese Partie darf ich mir diesmal selbst den Titel „Höchster Unterhaltungswertes des Tages“ anheften. Michael würde sagen, dass ich – exakt zwei Züge lang – vor mich hin dilettiert habe und damit hat er recht. Bis zum 38. Zug hatte ich mir eine klare Gewinnstellung erspielt. Ein Bauer auf der zweiten Reihe konnte nicht mehr sinnvoll an der Umwandlung gehindert werden, die Blechkiste spuckt eine Bewertung von etwa +14 aus. Nach meinem nächsten Zug hatte sich dies auf Matt in 5 geändert, und zwar für meinen Gegner! Wie kam das? Zwei Züge lang konnte ich einfach umwandeln, vergaß dies jedoch irgendwie, im wahrsten Sinne des Wortes. Schmidts eigentlich völlig ungefährliche Angriffsbemühungen ließen mich plötzlich in Nachdenken versinken, wie ich das eine Schach, dass er hatte, abwehren könnte … und mehr als ein Schach war es auch nicht. Das Umwandeln war völlig von meinem Schirm verschwunden. Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute standen da noch drei Sekunden für zwei Züge. In Panik zog ich das Erstbeste was mir am Brett in den Sinn kam. Schach abgewehrt, aber Deckung des Königs völlig zerstört und, wie gesagt, Matt in 5. Aber Schmidt, ebenso in Zeitnot wie ich, begnügte sich damit, die Dame für einen Turm zu gewinnen. Mit meinem Freibauern kurz vor der Umwandlung war die Stellung durchaus noch spielbar, der Computer gibt etwa Ausgleich an, was aber für die Praxis am Brett oft keine Bedeutung hat. So auch hier, trotz Materialvorteil war die Stellung für Schmidt schwer zu spielen.
Patrick musste sich nun leider trotz langem Widerstand nach beinahe 6 Stunden doch gegen Döhner geschlagen geben. Damit hatte Siegen 4,5 Punkte und wir den Mannschaftskampf verloren. Dass ich meine Partie mit beiderseits noch 30 Sekunden auf der Uhr gewann änderte daran auch nichts mehr. Wieder einmal wurde an diesem Spieltag aber bestätigt, dass in der Verbandsliga jeder jeden schlagen kann.
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