Freitag 18. März 2016 von Michael Meinhardt
Olaf Düber berichtet von unserem Mannschaftskampf in Hellertal:
Der achte Spieltag führte die erste Mannschaft nach Neunkirchen zum Spiel gegen die Erste der Schachfreunde Hellertal. Unser Gegner benötigte unbedingt einen Sieg, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben, während wir unseren Platz an der Tabellenspitze verteidigen wollten. Gute Voraussetzungen also für ein kämpferisches Spiel. Und obwohl es im Endergebnis mit 5,5-2,5 recht deutlich für uns aussah, blieb es bis ganz zum Schluß hochspannend. Ganze vier Partien gingen in die sechste Stunde und entschieden wurde das Spiel erst kurz vor Ende der maximal möglichen Spielzeit.
Und so lief der Nachmittag im Detail …
Brett 6: Wolfgang Petri – Patrick Scholl 0-1
Schon nach weniger als einer Stunde gingen wir in Führung. Wolfgang Petri, als gefährlicher Angriffsspieler bekannt, schlug seinen Läufer auf h7 in Patricks Königsstellung, um anschließend mit der Dame auf h5 nachzusetzen und anschließend den ungedeckten schwarzen Springer auf c5 einzusammeln. Dabei übersah er jedoch, dass die schwarze Dame sich auf h6 dazwischensetzen konnte und gleichzeitig dem lang rochierten weißen König Schach gab. Figur weg, Damentausch erzwungen, Weiß gab sofort auf.
Brett 3: Michael Meinhardt – Holger Siebel 1-0
Michael erhöhte nach etwa 2,5 Stunden auf 2-0. Siebel hatte sich in der Eröffnung sehr ungünstig aufgebaut und war völlig überspielt worden. Gegen den weißen Angriff war überhaupt kein Gegenspiel in Sicht und mangels sinnvoller Züge streckte Schwarz die Waffen. Läuft ja ganz gut dachte ich zu diesem Zeitpunkt, einen unerwarteten Rückschlag gab es dann aber an …
Brett 2: Sven Müller – Johannes Karthäuser 1-0
Johannes entschloss sich in der Eröffnung einen Zentralbauern des Weißen zu nehmen. Dies sah zumindest riskant aus, da er in Entwicklungsrückstand geriet und der König im Zentrum blieb. In der späteren Analyse schien es, als ob er sich das hätte erlauben können, dafür jedoch eine Reihe präziser Verteidigungszüge finden musste. Die Stellung war kompliziert und in der herannahenden Zeitnot gelang es Johannes nicht, Müllers Drohungen abzuwehren.
Brett 4: Christian Reiffenrath – Manfred Schneider 0-1
Gegen Manfreds Spezialaufbau versuchte Reiffenrath, durch Lavieren die richtigen Felder für seine Figuren zu finden. Manni tat es ihm eine Zeit lang gleich. Im weiteren Verlauf wurde die weiße Königsstellung stark geschwächt und ein zentralisierter schwarzer Springer stellte im Zusammenspiel mit der Dame gefährliche Drohungen auf. Reiffenrath setzte auf seinen c-Freibauern, der sich auf den Weg zur Grundreihe machte, verlor dabei jedoch den für seinen König tödlichen Einsatz des schwarzen Turmes aus den Augen, wonach Matt unvermeidlich war.
Brett 7: Andreas Piskorz – Rolf Hassler 0-1
Andreas hatte eine interessante Stellung auf dem Brett, in der ich zwischenzeitlich den Eindruck hatte, dass seine Figuren die besseren Aussichten und stabileren Positionen hätten. Es fehlte aber der richtige Anpack um der schwarzen Stellung nachhaltigen Schaden zuzufügen. Hassler gelang es, in ein aufgrund eines entfernten Freibauerns besseres Endspiel abzuwickeln, welches Andreas nicht halten konnte.
Brett 6: Olaf Düber – Matthias Mellmann 1-0
In meiner Partie konnte ich Mellmanns Figuren in ihrer Aktivität deutlich einschränken und schließlich auf die letzten beiden Reihen des Brettes verbannen. An akuter Raumnot leidend konnte Schwarz keinerlei Aktivität entfalten, was mir die Möglichkeit gab, in Ruhe die richtige Figurenaufstellung zu finden und schließlich am geschwächten schwarzen Königsflügel durchzubrechen.
Brett 1: Sebastian Send – Rahim Rahimi 0,5-0,5
Lange Zeit war augenscheinlich nichts besonderes los auf dem Brett, aber irgendwie hatte Rahimi nach der fünften Stunde eine Qualität mehr, die Sebastian aber mit einem Freibauern und einem sehr starken Springer bei einer auf dem Damenflügel verschachtelten Bauernstellung kompensieren konnte. Auf dem Königsflügel waren jedoch alle Linien offen und gaben den beiden Türmen Rahimis die Gelegenheit, den weißen König zu belästigen. Ob Sebastian hätte auf Gewinn spielen können weiß ich nicht, aber mit nur noch wenigen verbliebenen Minuten auf beiden Seiten und beim Stand von 4-2 bot er remis an um den Mannschaftssieg klar zu machen. Ablehnen hätte keinen Sinn gemacht, somit war um viertel vor acht das Match gewonnen. Es spielte noch an …
Brett 8: Manfred Herfel – Daniel Mohr
Alles gelaufen? Adrenalin runter? Figuren einpacken und tschüss? Nein, noch nicht. In der letzten Partie des Tages ging es bis ins Blitzfinish. Daniels Stellung war lange ausgeglichen. Er hatte etwas Spiel auf dem Damenflügel und Aussichten, dort einen Freibauern zu schaffen, während Herfel mit seinen Türmen Daniels König immer mal wieder piesackte.Irgendwie gewann Daniel Material und schließlich stand die Uhr beider Spieler unter zwei Minuten, alle anderen um das Brett herum und Daniel mit einem Turm mehr gegen 2 Freibauern auf Gewinn, was er auch zum vollen Punkt umsetzen konnte. Nun endlich ließ sich das Adrenalin herunterdosieren und wir konnten uns Gedanken darum machen, welche Pizza es denn anschließend noch werden sollte.
Platz eins in der Tabelle, der Siegener SV punktgleich, aber mit weniger Brettpunkten dahinter, und die Schachfreunde Schwerte einen Mannschaftspunkt dahinter. Das ist die Ausgangslage zum letzten Spieltag, an dem die Siegener mit Velmede-Bestwig und wir mit Halver-Schalksmühle es mit starken Gegnern zu tun haben. Sollten beide verlieren, könnten die Schwerter mit der vermeintlich leichteren Aufgabe Schachfreunde Hellertal lachender Dritter sein. Für Spannung ist also gesorgt, aber am 24. April abends wird der neue Verbandsliga-Meister feststehen.