Montag 25. Mai 2015 von Michael Meinhardt
Hier nun der versprochene, ausführliche Bericht über das Aufstiegsfinale gegen den SV Sundern.
Mit ein paar Minuten Verspätung begann der Kampf gegen Sundern, denn im Vorfeld nutzten wir die Gelegenheit und übergaben Martin Brach eine Urkunde sowie einen Pokal anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenmitglied des SV Weidenau/Geisweid. Martin war über Jahrzehnte hinweg als Kassierer, Geschäftsführer und Mannschaftsführer in unserem Verein und vor der Fusion im Weidenauer SV tätig. Wir wünschen Martin weiterhin alles Gute und beste Gesundheit!
Unser Ehrenmitglied Martin Brach inmitten der ersten Mannschaft.
Der Kampf gegen Sundern begann bereits einige Wochen zuvor mit einem schlechten Vorzeichen, denn unser (und auch der Liga-) Topscorer Johannes Karthäuser (7,5 Punkte aus 8 Partien!) sagte den Kampf wegen einer Familienfeier ab.
Viel Platz beim großen Finale, im Vordergrund das Brett des Fotografen Uwe Eckardt
Die erste beendete Partie lieferte an Brett acht Daniel Mohr ab, der auf Grund von Johannes‘ Ausfall zu seinem Saisondebüt kam. Mit Weiß gegen Ralf Schober lehnte er trotz symmetrischer Struktur und frühem Damentausch noch ein schnelles Remisangebot ab und konnte tatsächlich etwas Druck auf Schober generieren. Durch einen Rechenfehler aber verflüchtigte sich der kleine Vorteil, sodass Daniel seinerseits kurz vor der sich anbahnenden Zeitnot Remis anbot, was Schober annahm, 0,5-0,5.
Daniel bei seinem Saisondebüt mit Weiß gegen Ralf Schober
Etwa zeitgleich endete auch meine Weißpartie an Brett zwei gegen Alexander Stolte Remis. Stolte überraschte mich in der Eröffnung und fand auch den einen guten Plan gegen meinen etwas langsam aussehenden Aufbau. Nach einer Ungenauigkeit stand ich passiv am Königsflügel hinten drin und machte mich schon auf eine lange Verteidigung gefasst. Meine einzige Chance der Passivität zu entgehen bestand in der Durchsetzung des Gegenstoßes f4, den Stolte aber scheinbar sicher verhindert hatte. Nach einem schnellen, unbedachten Zug meines Gegners konnte ich dann doch f4 spielen, worauf mein Gegner einen weiteren schwachen Zug machte und Remis anbot. Ich rechnete eine Weile und sah auch einen möglichen Bauerngewinn, den ich aber verwarf, da er meinem Gegner reichlich Kompensation versprach – dachte ich. Der Rechner sieht das anders, aber das war für mich am Brett nicht zu überblicken, also Remis und 1-1.
Denk: „23.fxe5 Dxe5 (wenn er erst zweimal auf f1 nimmt, habe ich dann das Schach mit der Dame auf f8, das muss gut sein für mich) 24.Sf3 gewinnt einen Bauern, aber kommt dann nicht 24…Db5 25.Sxd4 Db6 und ich muss 26.De3 spielen, um den Springer zu decken (26.Tc4 geht nicht wegen 26…Txf1+), wonach er 26…Dxb2 machen kann? Zu gefährlich, also Remis.“ Unsinn, sagt die Blechbüchse hinterher, der Zwischentausch 26.Txf6 Txf6 27.Tc4 behält den Bauern, Schwarz hat kaum Kompensation.
Einen Rückschlag gab es dann an Brett sechs, wo Patrick Scholl zunächst gegen Josef Schulte eine gute, aktive Stellung erreichte. Patrick transponierte die Aktivität ins Doppelturmendspiel, in dem er dem schwarzen König arg zusetzte und unter doppeltem Bauernopfer ein Mattnetz knüpfte. Leider verknotete er sich und machte den zweiten Zug vor dem ersten. Das dadurch entstandene Schlupfloch für seinen König nutzte Schulte zur Flucht und zur Verwertung der Mehrbauern, 1-2.
Den Ausgleich erzielte Uwe Eckardt durch seinen Sieg gegen Mariana Plass am vierten Brett. Durch Uwes gewohnt unorthodoxe Eröffnungsbehandlung verbrauchte seine Gegnerin schon früh reichlich Zeit. Uwe nutze einen Fehler für einen Bauerngewinn am Königsflügel und öffnete durch einen taktischen Trick das Zentrum, in dem sich der schwarze König befand. In Zeitnot verlor Mariana Plass die Übersicht und Uwe konnte entscheidendes Material einstreichen, 2-2.
Mit diesem Resultat ging es in die unmittelbare Zeitnotphase, ich postierte mich als Mitschreiber am ersten Brett, an dem Sebastian Send gegen den rumänischen IM Doru Ionescu antreten musste. Sebastian konnte lange seiner Vorbereitung folgen, verbrauchte aber dann sehr viel Zeit, um sich des Angriffs seines Gegners zu erwehren. Im Gegensatz zur Partie der Beiden vor zwei Jahren nutze aber auch Ionescu seine Bedenkzeit dieses Mal voll aus. Ich stieß dazu, als Sebastian nach der Ausführung seines 28. Zuges Remis angeboten hatte, beide hatten noch etwa fünf Minuten bis zum vierzigsten Zug auf der Uhr. Ionescu investierte etwa drei davon, bevor er ablehnte und gleichzeitig ein Figurenopfer anbot. Nun war es an Sebastian, der nach etwa zwei Minuten beschloss, das Opfer abzulehnen, da es zu einem gefährlichen, weißen Angriff geführt hätte. Im Folgenden hatten beide Spieler je einmal die Chance, die Partie für sich zu entscheiden, was aber Beiden entging. Bei je etwa einer Minute auf der Uhr zog Sebastian die Notbremse und wickelte mittels Qualitätsopfer ins Dauerschach ab, 2,5-2,5.
Eine turbulente Partie spielte Olaf Düber mit Schwarz gegen Markus Tillmann. Zunächst packte Olaf eine Eröffnungsfalle aus, die noch nicht mal Patrick kannte und die im vierten Zug ein blankes Figurenopfer enthielt, das die weiße Dame aber aufs Anstellgleis beförderte. Uwe befürchtete schon einen Einsteller Olafs, aber der Bedenkzeit-Nichtverbrauch sprach für ein vorbereitetes Opfer. Tillmann überlegte lange und fand die zäheste Verteidigung. Olaf setzte nicht optimal fort und ermöglichte Tillmann so das „Opfer“ der Dame gegen einen Turm und zwei Läufer. Dennoch sah zumindest ich Olaf im Vorteil, denn er verfügte über einen gewaltigen Entwicklungsvorsprung und einen Freibauern am Damenflügel. In dieser Konstellation ging es in die Zeitnot, in der ich mich Sebastian zuwandte. Ich ging davon aus, dass Olaf auf Gewinn steht, Olaf hingegen meinte hinterher, dass er sich auf dem Verlustweg wähnte und daher auf „Kampf ums Remis“ umgestellt hatte. Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen, aber in Zeitnot spielte sich die Stellung deutlich einfacher für Tillmann, der zwischenzeitlich Turmpaar und Läuferpaar auf Olafs König gerichtet hatte und den Punkt für Sundern einfuhr, 2,5-3,5.
Somit brauchten wir zwei Siege aus den zwei verbliebenen Partien, um doch noch aufzusteigen. Leider war Manfred Schneiders Stellung an Brett drei gegen Heinz Plass trotz langer, zäher Verteidigungsarbeit seitens Mannis nach der Zeitnot mit Minusbauer und völliger Passivität glatt verloren. Plass bot remis, um seiner Mannschaft den Sieg zu sichern. Manni überlegte lange, ob es noch „Fudelchancen“ gibt, entschied sich dann aber zu Recht gegen ein Himmelfahrtskommando und akzeptierte die Remisofferte, 3-4 und herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg nach Sundern!
Andreas Piskorz schraubt sein Ergebnis auf 6 aus 9 bei nur einer Niederlage.
Nur noch für die Galerie war der abschließende Sieg von Andreas Piskorz gegen Peter Kevekordes. Andreas hatte in einem Springer-gegen-Läuferendspiel einen Mehrbauern, dieser war aber verdoppelt, isoliert und blockiert. Wie genau Andreas dieses Endspiel gewann, habe ich nicht nachvollziehen können, möglicherweise spielte auch Kevekordes‘ Spannungsabfall nach dem eingetüteten Aufstieg seiner Mannschaft eine Rolle, 4-4.
Trotz des denkbar knapp und unglücklich verpassten Aufstiegs können wir uns über eine hervorragende Saison freuen, in die wir mit dem Motto „Bloß nicht absteigen“ gegangen waren.
Wie schon erwähnt, gewann Johannes Karthäuser die Torjägerkanone der Verbandsliga mit unglaublichen 7,5/8 und einer DWZ Leistung von 2398!
Trotz der Vizemeisterschaft in dieser Saison ändert sich das Motto für die kommende Saison nicht, die Verbandsliga ist unglaublich ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen, das hat diese Saison wieder einmal gezeigt.