Unglückliche Niederlage in Iserlohn

Dienstag 11. November 2008 von Daniel Mohr

Mit etwas unerwarteten Vorzeichen ging es am 3. Spieltag für die erste Mannschaft nach Iserlohn: Als Tabellenführer waren wir zu Gast beim Tabellenletzten! Allerdings war dies vor der Saison so nicht zu erwarten, und auch die Aufstellungen versprachen einen heißen Kampf ohne vorherigen Favoriten.

Es begann zunächst alles recht gut für uns: Sebastian erlang recht schnell eine gute Position, ich konnte meinen Gegner mittels Königsangriff sehr unter Druck setzen und Andy sorgte mit dem Bluff des Jahres für ein gewonnenes Endspiel (hätte aber eigentlich verlieren müssen, da er einfach die Dame eingestellt hat, sein Gegner aber der Meinung war, er müßte seine eigene Dame direkt zurück einstellen). Lediglich Patrick sorgte mit einer falsch berechneten Abwicklung für einen Minuspunkt. Nachdem Andy und Sebastian ihre Endspiele gewonnen hatten und mein Gegner keine Lust mehr hatte, seinen König von mir über das Brett treiben zu lassen, stand es 3:1 für uns. Und die restlichen Stellungen versprachen viel: Uwe und Heinz-Roland standen besser, Michael evtl. haltbar und Olaf auch nicht schlechter. In der Zeitnot erwischte es jedoch Olaf, der im 40. Zug eine Figur eingestellt/ gegeben hat, weil er die gegnerischen Drohungen überschätzt hat. Uwe wickelte in ein Turmendspiel mit Mehrbauer ab, welches aber nicht zu gewinnen war.  Michael mußte ein Endspiel 2 Türme gegen Turm, Läufer und 2 verbundene Bauern verteidigen. Dies war auch zwischenzeitlich möglich (wie die anschließende Computeranalyse ergab), lies sich aber am Brett leider nicht bewältigen.

Somit hing alles von der Partie von Heinz-Roland ab. Der hatte einen Freibauern im Turmendspiel auf a2 „geparkt“. Leider hat er sich entschieden, diesen mit dem König zu unterstützen, um den gegnerischen Turm zu gewinnen. Leider konnte sein Gegner in der Zwischenzeit selber einen Freibauern bilden, kurz danach noch einen Zweiten. Update: siehe Kommentare, hier die entscheidende Stellung:

Somit ging die Partie nach knapp 6 Stunden leider verloren, und damit auch der Kampf 3,5 : 4,5

Die zweite Mannschaft erfüllte ihre „Pflichtaufgabe“ in Burbach und gewann deutlich mit 6:2

Die dritte Mannschaft gewann kampflos gegen Burbach II, da diese keine Mannschaft zusammen bekommen haben und den Kampf bereits am Samstag abgesagt haben.

Nachtrag:

Ich hab versucht die Stellung von Andreas gegen Christoph Schwanbeck zu rekonstruieren. Sie stimmt glaub ich nicht zu 100%, aber das Motiv ist richtig.

Christoph hat schon einen Bauern gegeben, der weiße Angriff ist aber nicht schnell genug ins Rollen gekommen. Hier schaute ich kurz aufs Nebenbrett, und entdeckte sofort, das einfach 22. … Sxf4 einen 2. Bauern gewinnt und die Stellung für den finalen Angriff auf den weißen König öffnet. Ich schaute wieder auf mein Brett, weil ich am Zug war. Als ich dann hörte, das Andy gezogen hat (und zwar laut und deutlich etwas geschlagen hatte) schaute ich rüber, und sah das Unfassbare: er hatte 22. … Dxd4 ?? gezogen! Ich starrte wohl einige Minuten aufs Brett, ob ich irgendwas übersehen habe, aber nichts, die Dame ist einfach weg. Christoph guckte etwas nachdenklich aufs Brett, überlegte noch ein paar Minuten, spielte 23. exd4 worauf, Andy ans Brett kam und ziemlich Schnell 23. … Sxf4 zog. Nun erwartete ich 24. Dg3 oder sowas nebst sofortiger Aufgabe durch Andy. Doch schneller als ich Denken konnte, zog Christoph ad hoc 24. Kc3 ??, es folgte 24. …. Sxg2 25. Kxb4 Sd3 und die Partie lief weiter, Andy konnte seine Bauern dann in den Sieg ummünzen (ob das korrekt war, interessierte mich allerdings nicht mehr). Alle Spieler, die das mitbekommen hatten, schauten ziemlich ungläubig auf das Brett.

Bei der anschließenden Analyse sprach ich den Dameneinsteller an, immer noch glaubten BEIDE nicht, das es einen gegeben hätte in der Partie. Wir gingen bis zur entscheidenden Stelle, ich fragte vorsichtig nach dem Sinn von 24. Kc3. Nun dämmerte es, Andy wurde ziemlich sprachlos und Christoph wäre am liebsten im Boden versunken (zumal der Kampf zu dieser Zeit noch so aussah als könnten wir ihn gewinnen). Zu allem Überfluss hat Christoph sogar 23. … Sxf4+ auf seinem Partieformular notiert, er war ebenso wie Andy der festen Überzeugung, das der Springer die Gabel auf König und Dame gibt. Ein ziemlich harter Fall von Schachblindheit!

Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 11. November 2008 um 19:29 und abgelegt unter Mannschaften. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Ein Kommentar über “Unglückliche Niederlage in Iserlohn”

  1. Heinz-Roland Send schrieb:

    Hallo Daniel, danke für Deinen Bericht!
    Eine kleine Korrektur am Rande muss ich dennoch anbringen:
    Es war so gar sehr richtig, den Bauern auf a2 mit dem König zu unterstützen.
    Die Partie war danach glatt für Schwarz gewonnen. Hier die Stellung zum Mitanalysieren:
    Weiß: Kf4,Ta1,Bd4,e5,f3,h4 Schwarz: Kb4,Ta8,Ba2,f6,g6,h5 mit Schwarz am Zug.
    Nun hätte Weiß nach 50… Kb3! 51.exf6 Ta5 getrost aufgeben können.
    Stattdessen hatte ich mit 50… Kc3? den Sieg und anschließend nach 51.exf6 Kb2?
    (statt 51… Ta5!) auch noch das Remis aus der Hand gegeben.
    Tut mir Leid für uns. Wäre mir in meinen besten Zeiten vermutlich so nicht passiert.
    Insofern sollte ich nun endlich im neuen Jahr meine erste Partie in der zweiten Mannschaft
    seit heute genau 36 Jahren (im Übrigen gegen 2 Damen) bestreiten, um dort noch
    ein bisschen im Trüben zu fischen!
    LG Heinz-Roland