Sensationssieg der ersten Mannschaft
Montag 14. September 2009 von Michael Meinhardt
Denkbar ungünstig waren die Voraussetzungen für den Auftaktkampf der ersten Mannschaft gegen die Schachvereinigung Plettenberg, den Topfavoriten um den Aufstieg in die NRW-Klasse. Von den 11 Spielern im Kader mussten 5 absagen, wir benötigten also doppelte Unterstützung aus der zweiten Mannschaft. Dadurch vergrößerte sich die Favoritenstellung des Gastes, obwohl dieser immerhin auf die Dienste seines weißrussischen GMs Kupreitschik verzichtete.
Aber nach etwa zwei Stunden gingen wir in Führung! Am zweiten Brett hatte Uwe Eckardt in der Eröffnung eine Figur für drei(edit im Auftrag von Uwe: Es waren zunächst nur zwei Bauern, der dritte kam erst später dazu.) Bauern geopfert, nach zwei kapitalen Fehlern seines Gegners Dirk König hatte Uwe die Figur wieder, die Mehrbauern blieben, die Aufgabe folgte.
Kurz vor der Zeitkontrolle verwertete Andreas Piskorz an Brett fünf den Mehrbauern, der ihm im Mittelspiel zugeflogen war, in die 2-0 Führung.
Am Tag vor dem Kampf hatte ich Patrick Scholl krumme Eröffnungen und spekulative Opfer verboten, woran er sich auch tatsächlich hielt und einen positionell sauberen Erfolg einfuhr.
Ganz im Gegensatz zu Daniel Mohr, der nach der Eröffnung eine positionelle Ruine zu verwalten hatte. Innerlich hatte er sich schon von der Partie verabschiedet, doch in aufkommender Zeitnot verlor sein Gegner Dawid Kulik total den Faden, sodass Daniel taktische Gegenchancen bekam, die er zum entscheidenden Mattangriff nutzte. 4-0!!! Ich dachte, ich bin im falschen Film! Schon ein 4-4 hätten wir vor dem Kampf als Riesenerfolg angesehen, aber nun wollten wir natürlich mehr. Ich leistete dazu leider keinen Beitrag. Nachdem ich in der Eröffnung die Varianten verwechselt hatte, musste ich einen Bauern opfern, für den ich allerdings keine Kompensation erhielt. Ich versuchte noch mein Glück mit ein paar simplen Drohungen am Königsflügel, was mich aber lediglich noch zwei weitere Bauern kostete, sodass ich nach erfolgter Zeitkontrolle das Handtuch warf.
Unser erster Ersatzmann Stephan Toffanello hatte eine Qualität geopfert und erhielt dafür einen Riesenläufer in der Königsstellung seines Gegners Frank Wichmann. Leider schaffte er es nicht, mit der Dame entscheidend nachzurücken, Wichmann drang mit den Schwerfiguren schneller zum König vor und setzte Matt.
Auch unsere Punktemaschine der letzten Saison, Sebastian Send, musste nach mehr als einem Jahr wieder eine Niederlage einstecken. Trotz guter Stellung war in Zeitnot ein Bauer abhanden gekommen, das folgende Turmendspiel gewann sein Gegner Max Bouaraba sicher.
Nun kam alles auf die letzte Partie an. Schon seit Stunden hatten Stefan Töpler und Manfred Nölke an Brett 8 ein remises Doppelturmendspiel auf dem Brett, das Nölke mit Schwarz für Plettenberg aber unbedingt auf Gewinn spielen musste. Es entwickelte sich ein Wettrennen der Freibauern, Stefan lief am Damenflügel, Nölke am Königsflügel. Der schwarze Bauer war tatsächlich schneller zur Umwandlung bereit, aber Stefan hätte ihn auf h2 verhaften können, woraufhin Nölke nur noch durch das Kombinieren von Turmschachs und dem Angriff mit dem Turm auf den c-Bauern hätte remisieren können. (wKb6, Td2, Ba4, c7; sKg1, Tc3, Bh2, a5). Stefan überlegte eine gefühlte Stunde an Txh2 und so langsam dämmerte es uns: Stefan rechnete an der Zugumstellung 1.Kb7 (um den c-Bauern zu unterstützen) h1D 2.Td1+ Kg2 3. Txh1 Kxh1 4.c8D mit Gewinn. Leider würde dies daran scheitern, dass Schwarz im ersten Zug mit Schach in eine Dame umwandelt, den c-Bauern aufhält und gewinnt! Tatsächlich zog Stefan 1.Kb7?? und Nölke, der nur noch über 4 Minuten Bedenkzeit verfügte, antwortete ad hoc 1…Tb3+??. Kollektives Aufatmen auf unserer Seite, aber es ging noch weiter: 2.Kc6?? Tc3+?? Ob Stefan hier Lunte roch oder die lange Diagonale nur zufällig nach d7 verließ, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls ist die Stellung nun gewonnen für Weiß und nochmal ließ Stefan keine Luft rein. 5-3!!! Diese Partie hat mich Jahre meines Lebens gekostet, den weiteren Anwesenden beider Seiten geht es wahrscheinlich ähnlich. Ich befürchte allerdings, dass wir in diesem Kampf unser Glückskonto für diese Saison schon überzogen haben und uns die restlichen Punkte zum Klassenerhalt sauber erspielen müssen.
Das ist nach 1.h2xg3 Tg8(nicht im Bild)xg3 die Stellung, die Stefan in seinem Kommentar erwähnte. Die große Show startete nach 2.c7 Tc3 3.Kb6 h2….. Da war Uwe aber zu nervös zum Fotografieren.
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 14. September 2009 um 22:24 und abgelegt unter Mannschaften. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.
Dienstag 15. September 2009 um 09:14
In der og. Stellung ist der beste Zug Td1+. Wenn das naheliegende Kg2 folgt ist Schwarz verloren, wenn das (für mich) eher überraschende Kf2 folgt, gibt es ein Damenendspiel mit noch einem weißen Bauern (und so etwas in Zeitnot!). Klar, meine Züge Kb7 und danach Kc6 waren mindestens zwei Ausrufezeichen wert, der Zug danach Kd7 aber wohl überlegt – und dann war die Partie „einfach“ gewonnen. Ich hätte aber schon zwei Züge vor dem grausamen Kb7 spielerisch gewinnen können (in der Stellung wKb5, wTd2, wBa4, wBc6; sKg1, sTg3, sBh3, sBa5): „einfach“ statt c7?? der Zug Tc2 … dann hätte ich meinen Mitspielern (und auch mir) etwas Stress erspart.
Dienstag 15. September 2009 um 14:54
Sauber Jungs!!! Ich setz dann erstmal weiter aus :).
Dienstag 15. September 2009 um 17:37
Echt, ich bin geplaettet. Und sollte mich dem Aussetz-Vorhaben von Matthias anschliessen 🙂
Viele Gruesse ausm Urlaub.
Donnerstag 17. September 2009 um 18:17
Ich schlage eher vor, das Stefan und ich den Rest der Saison aussetzen, weil wir haben unser gesamtes Glück für diese Saison schon aufgebraucht…….
Donnerstag 24. September 2009 um 13:36
Hand auf’s Herz Jungs…. da habt Ihr uns sauber abgezogen 🙂
Sonntag 27. September 2009 um 20:17
Nee, wir wissen schon, wie es gelaufen ist.
Im Mai, da haben wir euch sauber abgezogen 😉
Diesmal haben wir Vodoo-Puppen und Menschenopfer verwendet…..
Sonntag 27. September 2009 um 20:55
Anders ist insbesondere Dein Sieg wirklich nicht zu erklären, Daniel 🙂
Donnerstag 1. Oktober 2009 um 13:43
Was meine Wenigkeit betrifft: Seit den letzten juristischen Verwicklungen opfere ich eigentlich nur noch Hühner , maximal und nur zu besonderen Anlässen ein Pferd… (Anmerkung zu Daniel: Man handelt sich keine peinlichen Befragungen, Vorladungen und Überwachungen ein, wenn man in diesem Zusammenhang von „Bauernopfern“ spricht/schreibt!)
Donnerstag 1. Oktober 2009 um 16:58
Aha, verstehe ich das richtig? Menschenopfer werden von der Justiz verfolgt, Bauernopfer dagegen sind gar kein Problem.
Wisst ihr eigentlich, wer die Ernährung der Bevölkerung sicherstellt? Genau: McDonalds!
Donnerstag 1. Oktober 2009 um 22:07
Das mit dem Pferdeopfer auf f5 hat gegen Plettenberg ja geklappt, kriegst Du das nochmal hin, Uwe?
Ich habe heute Abend ein Hähnchen im Backofen geopfert, an mir liegts also nicht, wenn wir am Sonntag verlieren 😉