Turnierteilnahmen am Wochenende
Montag 3. August 2009 von Daniel Mohr
Am Wochenende fand in Mainz das wohl größte Schnellturnier der Welt statt. Auch aus unserem Verein nahmen mit Olaf, Uwe und Michael 3 Spieler am Ordix-Open teil. Bei insgesamt 694 Teilnehmern, darunter 67 GMs (!!) hieß es, sich möglichst gut zu verkaufen.
Ein Vorteil ist natürlich bei einem solchen Turnier, das man sich auch mal mit Titelträgern messen kann. Insbesondere eine Paarung gegen einen GM ist natürlich reizvoll. Uwe erwischte einen guten Platz in der Starterliste und durfte in der ersten Runde gegen GM Evgenij Najer (2663) sein Glück versuchen. Für eine Überraschung hat es aber nicht gereicht. Olaf bekam immerhin noch IM Georgios Souleidis (2435) zugepaart, allerdings ebenfalls mit wenig Erfolg.
Michael hatte das „Pech“ aufgrund seiner unerklärlich hohen Elo noch so eben in der oberen Setzhälfte zu landen, und bekam daher einen der schlechtesten Teilnehmer in der ersten Runde zugepaart, zum Glück auch ohne Überraschendes Ergebnis.
Der weitere Turnierverlauf war bei allen Dreien von mehreren Auf und Ab geprägt, so dass Michael (424.) und Uwe (426.) am Ende mit 5 Punkten und Olaf (497.) mit 4,5 Punkten das Turnier abschlossen. Alle landeten damit etwas unter ihrem Setzplatz, aber durch das große Feld ist das alles im Normalbereich.
(zur Einordnung: die Plätze 395 – 471 hatten alle 5.0 Punkte).
Alle Ergebnisse, Bilder, Berichte von den WM-Kämpfen am abend bei den Chesstigers.
Uwe nach der 5. Runde am analysieren.
In Siegen fand am Samstag der 1- City-Galery-Cup statt. Hier spielten 57 Hobbyspieler und 1 Halbprofi (ich kann den Text auf der Bezirksseite nicht nachvollziehen, von den gesamten Teilnehmern ist mir genau 1 Person bekannt, die zumindest ein wenig Geld mit Schach verdient, der Rest sind alles Hobbyspieler) um von der City Galerie gestiftete Warengutscheine. Das Turnier war Startgeldfrei und zog damit auch einige Spieler von weiter weg an, ebenso spielten 16 Spieler mit, die (noch) keinem Verein angehören.
Mit Martin Schneider und Stefan Töpler nahmen hier 2 Spieler unseres Vereins teil. Insbesondere Martin erreichte mit 4,5 aus 7 einen für ihn sicherlich guten 14. Platz, Stefan wurde mit 4 Punkten 23.
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 3. August 2009 um 22:17 und abgelegt unter Allgemeines, Turniere. Kommentare zu diesen Eintrag im RSS 2.0 Feed. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.
Dienstag 4. August 2009 um 08:31
Der City-Galerie Cup war durchaus ein gut organisiertes Turnier, ich war positiv überrascht – allerdings nicht von meinem eigenen Ergebnis. Martin hat großartig gespielt und in der ersten Runde am ersten Brett (das auf einer Leinwand übertragen wurde) in Gewinnstellung (aber bei schlechterer Zeit) ein Remis mit Olena Hess vereinbart. Kompliment!
Dienstag 4. August 2009 um 08:35
Was Mainz angeht, so habe ich Euch live im Internet verfolgt, muß schon eine tolle Veranstaltung gewesen sein. Ich habe mal die Partie von Timo Schönhoff gegen Nakamura aus der ersten Runde nachgespielt, eine grandiose Leistung von Timo: bis zum 30. Zug lag er immer mindestens leicht im Vorteil – und das gegen den inoffiziellen 1 min. Internet-Blitz Weltmeister. Auch hier großes Kompliment!
Dienstag 4. August 2009 um 20:20
Dann werde ich das von Daniel beschriebene Auf und Ab zumindest für meine Person etwas konkretisieren:
Da sich meine Elo trotz stetiger Talfahrt immer noch nicht an meine geringe Spielstärke angepasst hat, durfte ich in der ersten Runden im Gegensatz zu Uwe, der gegen die Nr. 67 der Weltrangliste GM Najer dem Remis sehr nahe kam, und Olaf, der sich mit dem Bundesliga-Spieler und -Webmaster IM Georgios Souleidis messen durfte, nicht gegen einen der zahlreichen Titelträger antreten, sondern musste mich gegen einen talentierten Jugendlichen, der mit seiner Zahl von 1302 ziemlich unterbewertet war, meiner Haut erwehren. Auch nach einem frühen Figurengewinn konnte ich nicht auf „Sparmodus“ umschalten, um meiner Favoritenrolle gerecht zu werden.
In der zweiten Runde bekam dann auch ich einen Titelträger zugelost, IM Viktor Gasthofer von den SF Bad Mergentheim. Wie erwartet tütete dieser mich langsam aber sicher positionell ein, an der entscheidenden Stelle aber verschmähte er den Übergang in ein gewonnenes Endspiel und startete trotz reduziertem Material einen Mattangriff, der aber nicht durchdrang. In der abschließenden Zeitnotphase, die auf Grund der Bedenkzeit von 20 Minuten zuzüglich 5 Sekunden Bonus pro Zug nicht in ein Gehacke ausartete, stellte mein Gegner aber seinen Turm in eine Springergabel, was mir den zweiten Punkt bescherte.
In der dritten Runde traf ich mit Dieter Pirrot auf einen weiteren IM. Mit Weiß spielend stellte ich schon nach wenigen Zügen einen Bauern ein, erhielt jedoch unverhofft gute Kompensation. Leider verlor ich dann den Faden, wurde trocken ausgekontert und verlor. Als ich die Eröffnung nach der Runde am Bücherstand nachschlug, stellte sich heraus, dass es das Bauernopfer vorher schon gegeben hatte und Weiß tatsächlich gute Kompensation erhält. Wieder was gelernt!
Die vierte Runde brachte mir eine klare Schwarzniederlage, nach einem Fehler im Mittelspiel musste ich einen Läufer gegen einen Springer abtauschen, wonach mir mein Gegner eindrucksvoll zeigte, dass Käptn Läuferpaar immer noch die Welt regiert.
Schwach war dann mein Auftritt in der letzten Runde des ersten Tages. In einem Stellungstypen, den ich eigentlich gerne mit Weiß spiele, verrechnete ich mich in einem taktischen Schlagabtausch, was mich eine Qualität und die Partie kostete.
In der sechsten Runde konfrontierte mich mein Gegner mit einem bekannten Bauernopfer, das ich annahm, wohlwissend, dass es dem Weißen langwieriges Druckspiel beschert. Dieses konnte ich nach und nach abschütteln und landete schließlich mit dem Mehrbauern in einem Doppelturmendspiel, das nicht zu gewinnen war, bzw. das zumindest ich nicht gewinnen konnte.
Nahezu vom ersten bis zum letzten Zug katastrophal verlief die siebte Runde. Ich sah die einfachsten Drohungen nicht und mein Gegner hatte keine große Mühe, mir entscheidendes Material abzuknöpfen.
Nach diesem „Lauf“ (0,5/5) konnte ich in der achten Runde tatsächlich nochmal gewinnen, profitierte aber davon, dass meine Gegnerin im ausgeglichenen Mittelspiel einen Turm stehen ließ.
Mein persönliches Lowlight erlebte ich in der neunten Runde. Nach ca. 20 Zügen hatte ich einen glatten Mehrbauern, Angriff und noch 15 Minuten auf der Uhr, mein Gegner hatte höchstens noch die Hälfte zur Verfügung. Dann machte ich alles falsch, was man falsch machen konnte, ließ unnötiges Gegenspiel zu, stellte meine Figuren schlecht und verplemperte viel Zeit in offensichtliche Züge. Die Krönung aber war das Ende. Ich schaffte es doch tatsächlich auf Zeit zu verlieren! Und das trotz 5 Sekunden Bonus pro Zug! Wie dämlich war das denn! Hinterher las ich im Turnierbericht, dass dies auch dem indischen Weltklasse-GM Sasikiran passiert war, aber das tröstete mich dann auch nicht mehr.
Entsprechend unmotiviert ging ich in die nächste Runde, der Vorteil daran war, dass ich anfangs kaum Zeit verbrauchte und diese dann investieren konnte, als es ernst wurde. Ich erreichte minimalen Vorteil, aber mein Gegner glich aus und wir landeten in einem remisen Damenendspiel.
Die letzte Runde brachte mir nochmal einen vollen Punkt, ich sammelte eine Qualität ein und verwertete diese relativ sicher im Endspiel.
Abschließend blieben mir 5 Punkte aus 11 Partien, davon nur 2/6 mit Weiß, aber 3/5 mit Schwarz. Obwohl ich nicht mit dem Ergebnis und schon gar nicht mit meinen Partien zufrieden war, fahre ich bestimmt im nächsten Jahr wieder hin, die Veranstaltung ist einfach phänomenal. Wann kann man schon mit 26 Spielern der Top 100 der Welt in einem Turnier spielen und anschließend Anand und Aronian über die Schulter gucken? Und das bei perfekter Organisation und perfekten Spielbedingungen. Ich kann jedem nur empfehlen, dieses Turnier einmal mitzuspielen!
Mittwoch 5. August 2009 um 08:32
Danke Michael, sehr interessanter Bericht! Werde nächstes Jahr auch live und aktiv dabei sein. Allerdings muß ich zugeben, dass es diesmal auch sehr spannend war, die Spitzenbretter live im Internet verfolgen zu können.
Mittwoch 5. August 2009 um 21:12
Um noch mit einem entstandenen Gerücht aufzuräumen: Der M. Meinhardt, der in der dritten Runde auf der Bühne gegen GM Grischuk gespielt hat, war NICHT ich 😉
Donnerstag 6. August 2009 um 11:57
Wenn der Begriff „Hobbyspieler“ für Verwirrung sorgt, werde ich eben nächstes mal Vereinslos verwenden, gar kein Problem !!!